Der Rücktritt von Papst Benedikt dem XVI lässt mehr denn je Fragen zur Zukunft der Kirche wachwerden. Wohin wird das neue Oberhaupt die Gläubigen führen? Werden Konservative oder Reformer den Kirchenkurs bestimmen und was bedeutet das für den Einzelnen? Werden die Unterstützer der österreichischen Pfarrer-Initiative in den geforderten Reformen bekräftigt, oder kommt es in Zukunft gar zu einer echten Spaltung: hier die Erneuerer, die auf strukturelle Reformen pochen und dort die Traditionellen, denen es vor allem um eine „Respiritualisierung“ der Gläubigen geht.
„Das Gesäusel macht mich narrisch“, sagt Max Tödtling (43), Dechant von Leoben und Mitglied der Pfarrerinitiative: „das wären ja alles nur Randprobleme, meint die Kirchenleitung und: wir sollen lieber mehr über Jesus reden. Ja, wenn das so ist, warum tun wir dann so lang herum mit den Randproblemen und lösen sie nicht ganz einfach, damit wir uns auf das Wichtige konzentrieren können?“ Tödtling beruft sich auf das zweite Vatikanische Konzil wenn er sagt, es wäre geradezu seine Pflicht als Seelsorger aufzustehen und auf Missstände hinzuweisen: „Wir Pfarrer sind in Sorge und sagen damit einfach: Wir können so nicht mehr weitermachen“.
Dechant Tödling ist einer jener vielbeschäftigten Seelsorger in Österreich, ist er doch Leiter von vier Pfarren in Leoben: Hinterberg, Göss, Donawitz und Waasen, insgesamt 12.500 Personen sind hier zu betreuen. Gemeinsam mit einem Kaplan und seinem „Team“ versucht er zwischen seinen vielen Terminen die „Menschen“ nicht zu vergessen und für jeden und jede da zu sein. Für ihn ist die Arbeit an der Basis das Um und Auf - zuerst Mensch sein und dann erst das Amt verkörpern – und täglich die Balance schaffen zwischen den Verordnungen der Amtskirche und dem Umgang mit den Sorgen, Nöten, dem Scheitern der einzelnen Gläubigen vor Ort.
Der Film portraitiert die klassische Situation der „Kirche jetzt“: immer größere Pfarrverbände, Priestermangel, Kirchenaustritte und ein schwindendes Interesse nicht nur von seiten der Jugendlichen am gesamten katholischen Religionskomplex. Tödtling sieht sich in Leoben auch noch mit dem traditionell religionsfeindlichen Umfeld einer Arbeiterstadt konfrontiert. „Früher war es schon so, dass wenn man in der Industrie in Leoben Karriere gemacht hat, man gleich einmal aus Dankbarkeit aus der Kirche ausgetreten ist,“ sagt er - oder, mit dem für ihn so typischen Humor formuliert: „Die Obersteirer sind besonders gute Christen, die schonen ihre Kirchen wo es nur geht.“
voraussichtlicher Sendetermin: 12.3.2013, 22.30 Uhr ORF 2
Länge: 30 min,
Gestaltung: Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher
Eine Produktion im Auftrag des ORF